Sebastian Hammwöhner: Affenstunde, the mimic

Sebastian Hammwöhner: Affenstunde, the mimic

Lullin + Ferrari Zurich, Switzerland Friday, May 29, 2009–Saturday, July 11, 2009

ohne titel / untitled by sebastian hammwöhner

Sebastian Hammwöhner

Ohne Titel / Untitled, 2009

Sold

ohne titel / untitled by sebastian hammwöhner

Sebastian Hammwöhner

Ohne Titel / Untitled, 2009

Sold

invitation by sebastian hammwöhner

Sebastian Hammwöhner

Invitation

Price on Request

Lullin + Ferrari
Zurich, Switzerland

Sebastian Hammwöhner

Affenstunde, the mimic

29. Mai bis 11. Juli 2009
Eröffnung: Donnerstag, 28. Mai von 18 bis 20 Uhr

Wir freuen uns sehr, Ihnen neue Arbeiten des deutschen Künstlers Sebastian Hammwöhner (geb. 1974 in Frechen) in seiner ersten Ausstellung in Zürich vorstellen zu können. Hammwöhner studierte von 1995-2001 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, die er als Meisterschüler von Prof. Helmut Dorner abschloss. Im Jahr 2002 erhielt er ein Graduiertenstipendium des Landes Baden-Württemberg und im Jahr 2006 eines der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen. Hammwöhner war in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten. So zeigte er im Jahr 2006 an der Berlin Biennale eine Gemeinschaftsarbeit mit Dani Jakob und Gabriel Vormstein, die im Folgejahr im Kunsthaus Glarus präsentiert wurde.

Der Titel seiner Ausstellung in Zürich ist rätselhaft. Die Bezeichnung "Affenstunde" entlehnte Hammwöhner dem ersten, 1970 erschienenen Albumtitel der deutschen Krautrock-Band "Popol Vuh"; auch die Einladungskarte von Hammwöhners Zürcher Ausstellung variiert das Cover der Platte. Popol Vuh ist der Name eines zentralen Schriftstücks der Maya-Kultur zur Schöpfungsgeschichte der Welt. Die Band benutzte als eine der ersten Gruppen einen Synthesizer, das legendäre Moog III-Modell, und wurde bekannt, weil sie für einige Filme von Werner Herzog die Musik lieferte.

Seit 2006 hat der Künstler einige grossformatige Pastell-Zeichnungen auf schwarzem Papier geschaffen, die Teppiche wiedergeben. Die in der Galerie zu sehenden Papierarbeiten nehmen das Teppichmotiv auf und führen es gleichzeitig weiter. Nachdem sich Hammwöhner in früheren Teppichdarstellungen auf den Motivschatz des arabischen Raums und aus dem Balkan konzentrierte, interessieren ihn in seiner Ausstellung in Zürich in erster Linie Teppichmotive des Kulturraums der Maya und des alten Peru. Die herausragende Textilkunst des alten Peru ist in Zürich im Rietberg Museum sehr gut vertreten, wobei die Arbeiten aus konservatorischen Gründen nicht gezeigt werden. Zwei Textilarbeiten aus der Paracas Kultur vom Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. dienten Hammwöhner als direkte Vorbilder. Einerseits kommt Hammwöhner den Vorbildern nahe, indem er einzelne Motive direkt aufnimmt, andererseits verfremdet er die Vorgaben, in dem er die Dimensionen, die Farbzusammenstellungen, Rhythmus und Komposition erheblich verändert. Geometrische Wiederholung ist ein wichtiges Merkmal der peruanischen Teppichvorlagen. Die strenge Ordnung verleiht ihnen eine Modernität, die sie in den Bereich der Minimal-Art rücken.

In einigen Teppichen sind schemenhaft Augenwesen zu erkennen, die als Affen oder Katzen gedeutet werden können, und in der Kultur der Maya und des alten Peru als heilige Tiere verehrt wurden. Mit der Darstellung von Affen und durch den Titel der Ausstellung bezieht sich Hammwöhner auf einen Topos der Kunstgeschichte: Der Künstler als Affe, der die Natur nachahmt. Hammwöhner sieht in der Figur des Affen auch eine Kritik der Kunstwelt, in der oft unreflektiert nachgeäfft wird. Die Nachahmung von Realität ist gemäss Hammwöhner in den Teppichen angelegt; in diesem Zusammenhang verweist er auf die berühmten Fahnenbilder von Jasper Johns, in denen implizit die Frage gestellt wird: Is it a flag, or is it a painting? Die Welt wird als Illusion wiedergegeben und die Kunst als Nachahmung der Illusion.

Der schwarze Bildgrund lässt an das "Schwarze Quadrat" von Kasimir Malewitsch und die Ikonenmalerei denken. Zudem verstärkt das schwarze Papier die Leuchtkraft der Pastelltechnik. Sechs mit farbiger Wolle umwickelte Stäbe nehmen das Farbenspektrum der dargestellten Teppiche auf und setzen, an die Wand gelehnt, räumliche und farbliche Akzente. Sie verweisen zudem auf Stoffarbeiten von Blinky Palermo.

Hammwöhner schafft auf wunderbare Weise in den einzelnen Arbeiten und im gesamten Galerieraum Assoziationsketten und Verknüpfungen auf verschiedenen Bedeutungsebenen.

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Sebastian Hammwöhner

Affenstunde, the mimic

29 May to 11 July 2009
Opening: Thursday, 28 May from 6 to 8 pm

Lullin + Ferrari are delighted to present new works by the German artist Sebastian Hammwöhner in his first exhibition in Zurich. Hammwöhner (b. 1974 in Frechen), studied from 1995 to 2001 at the Academy for Visual Arts in Karlsruhe, where he completed the master class of Prof. Helmut Dorner. He has won several awards, including a 2002 grant from the state Baden-Württemberg and a 2006 grant from the art foundation of Nordrhein-Westfalen. Hammwöhner has exhibited in numerous group shows, including the Berlin Biennale 2006, where he presented a collaborative work made with Dani Jakob and Gabriel Vormstein, – this piece was later exhibited at the Kunsthaus Glarus in 2007.

The enigmatic title and invitation card for this exhibition are appropriated from "Affenstunde", the first, 1970 released record of the German Krautrock band, "Popol Vuh”, famous for their compositions using the legendary Moog III synthesizer, and a number of film soundtracks made for Werner Herzog. However, Popol Vuh is originally the name of a pivotal sacred book of post-classic Mayan culture, containing mythological narratives and a genealogy of the rulers of the Quiché kingdom of highland Guatemala.

Since 2006, Hammwöhner has created large pastel drawings on black paper depicting carpets. In earlier works from this series, the artist concentrated on motifs of the Arabian world and the Balkans. His new works focus on the cultures of the Maya and old Peru, drawing inspiration from rare museum pieces from South and Central America, precious works no longer on display for conservational reasons.

Two of the works in the show were modelled from textiles made by the Paracas culture 1000 years before Christ, the originals now housed in the Rietberg Museum in Zurich. On the one hand Hammwöhner is close to the ancient artworks by directly including certain motifs, on the other hand he alienates the source material by considerably changing the dimensions, the colour order, rhythm and composition.

The black surface suggests the "Black Square" by Kazimir Malevich. It simultaneously amplifies the luminance of the pastel technique, giving the aura of a sacred icon, its fragility protected behind glass. Several batons wrapped with coloured wool oscillate with the hues of the drawn carpets. Leant against the wall they set spatial and colourful marks. The strict order of geometrical repetition lends the textiles a modernity, which situates them in the realm of minimal art. Hammwöhner creates a wonderful space, filled with chains of association and connections on different levels of meaning.

In some of the carpets one can distinguish creatures with huge eyes, which can be interpreted as apes or cats – animals worshiped as sacred in the culture of the Mayas and old Peru. Through the depiction of apes and the use of the title for the show Hammwöhner refers to an art historical topos: The artist as ape, who imitates nature. But Hammwöhner goes one step further, and sees in the figure of the ape also a critic of the art world, in which unreflected aping is a common behaviour. The imitation of reality is according to Hammwöhner, inherent to the motifs of the carpets. In this context the artist points to the famous flag paintings by Jasper Johns, in which the question "Is it a flag or is it a painting" is implicitly asked. The world is rendered as an illusion, and art as the mimicry of the illusion.